Mit "negativen" Gefühlen umgehen

 

Gerade in der letzten Zeit habe ich viel über das Thema „Gefühle“ nachgedacht... Byron Katie, die Begründerin der WORK, sagte einmal dazu:

 

Stress ist ein Weckruf, der dich wissen lässt, dass du etwas glaubst, was nicht wahr für dich ist.“

 

Was ich aus diesem Satz zog, war die Erkenntnis, dass Stress etwas Negatives ist. Es fühlt sich nicht gut an, also muss ich darüber worken, damit dieses stressige Gefühl möglichst schnell wieder verschwindet.

 

Doch ist das wirklich wahr?

 

Muss ich wirklich jedes „negative“ Gefühl wegworken? Hat nicht jedes Gefühl ein Recht darauf, da zu sein? Was hindert mich daran, „negative“ Gefühle auch mal auszuhalten. Sie zu begrüßen – wie gute Freunde, die ich vielleicht lange nicht gesehen habe...und die, nach ihrem Besuch, auch wieder gehen.

 

Katie sagt in ihrem Zitat nicht, das ich Stress nicht fühlen darf. Ich habe es selbst nur so verstanden und war es gewohnt, derart mit ungewollten Gefühlen umzugehen. Sie einfach zu verdrängen, mir jede Berechtigung auszureden, so zu fühlen, wie ich gerade fühlte.

 

Vor ein paar Wochen hatte ich ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit meiner Psychoonkologin. Ich erzählte ihr von der WORK, die ich über meine Angst im Bezug auf die Aplastische Anämie gemacht hatte. Sie sagte mir offen, sie hätte fast noch nie eine derart starke Patientin erlebt – äußerte zeitgleich aber auch ihre Bedenken über mein Bestreben, „negative“ Gefühle weg zu worken. Sie verglich die „negativen“ Gefühle mit einem Komposthaufen.

 

Genau wie bei einem Komposthaufen, müssen bestimmte Gefühle die Chance haben, zu reifen. Nur wenn alle Gefühle reifen, kann daraus fruchtbare Erde entstehen und aus dieser neuer Samen wachsen. Ganz egal, welches Gefühl ich nicht haben will – wenn es da ist, ist es da! Wut, Trauer, Verzweiflung, Schmerz – einfach weg worken? Denn wenn ich den Gedanken nicht mehr glaube, habe ich das Gefühl nicht mehr – oder? Doch der Grund, warum ich so fühle wie ich fühle, war ja, dass ich dem Gedanken erst einmal Glauben geschenkt habe. Im Hier und Jetzt ist das Gefühl da!

 

Mittlerweile glaube ich:

 

WENN EIN GEFÜHL DA IST, DANN WILL ES GEFÜHLT WERDEN!

Durch die „Ganzheit“ meiner Gefühle kann ich Erfahrungen sammeln, für meine Bedürfnisse eintreten, die Reißleine ziehen, Grenzen setzen.

 

Und jedes Gefühl eröffnet mir die Chance für eine WORK und dafür bin ich dankbar!

 

JEDES GEFÜHL IST EIN AUSDRUCK VON LEBENDIGKEIT!

In meinen depressiven Phasen hatte ich oft das Gefühl innerlich „tot“ zu sein. Mittlerweile weiß ich, dass dies eine Folge davon ist, das ich „negative“ Gefühle weder haben noch zeigen durfte. Also habe ich diese Gefühle verdrängt und immer wenn sie eigentlich in mir übermächtig hätten sein müssen, war ich wie „tot“. Um nicht etwas zu fühlen, dass ich nicht fühlen durfte.

 

Die WORK hat mir einen Weg, um ins lebendige Sein einzutauchen. Ich finde es spannend, tiefer zu schauen, mich selbst zu erforschen und zu sehen, das ich ganz viele verschiedene Facetten in mir habe. Ich bin gerne offen, warmherzig und liebevoll – aber warum kann ich nicht auch mal hartherzig, unbequem und zickig sein? Warum muss das „negativ“ sein? Ist es nicht viel eher perfektionistisch, nur die Seiten zu zeigen, die ich selber an mir mag?

 

Lebendig sein bedeutet, mit allen Gefühlen klar zu kommen. Trotz „negativer“ Gefühle mit mir im Reinen zu sein und für meine Bedürfnisse einzustehen!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Monica Baumann (Freitag, 08 September 2017 11:19)

    Wouw Steffi ein ganz schöner Blog Gefühle sind da wollen gefühlt angenommen, integriert werden!
    Ob diese unsere Gefühle positiv oder neg sind ist unsere eigene Bewertung!
    Auch ich erlebe in der WORK ein lebendiges Eintauchen ins SEIN auch dass ein von mir Neg .bewertetes Gefühl ein wunderbahrer Lehrer für mich ist! Danke!
    Ganz liebe Grüsse
    Monica

  • #2

    Alexandra (Dienstag, 12 September 2017 14:34)

    Sehr schön! Finde ich wichtig, was du schreibst. Ist auch für mich ganz wichtig.
    Alles Gute